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Wieso doppelte Buchführung und wie liest man die Bilanz? - Meisterprüfung Teil 3

Möchten Sie für die Meisterprüfung am Ball bleiben und nebenbei einige Minuten in die Prüfungsvorbereitung investieren? Bei  "Meisterwissen kompakt" können Sie gelernte Grundlagen mit Bezug zur Praxis für die Meisterprüfung auffrischen. 

Mitarbeiterführung Handwerk


Willkommen im Hinterauhof!

Ihr Onkel, Küchenchef und Gastronom Hubert Löffelmann aus Oberbayern, hat die Liebe seines Lebens gefunden und möchte von nun ab mit ihr um die Welt reisen.

Als Lieblingsneffe/ Lieblingsnichte schenkt er Ihnen seinen gut eingeführten Gasthof, den „Hinterauhof“. Einen Überblick über die Menschen und Aufgaben im Hinterauhof finden Sie unten in der Beschreibung.

 

Sie sind frisch gebackene*r Handwerksmeister*in. Mit Teil III der Meisterausbildung haben Sie das Wissen, um einen Betrieb zu führen. Deswegen freuen Sie sich auf die -etwas anders als geplante - neue Aufgabe.

Mehr zum Hinterauhof finden Sie hier.

 


Wieso doppelte Buchführung und was steht in der Bilanz?

Im vorigen Teil wurde festgestellt, dass durch die Übernahme eines Betriebes Verpflichtungen auf den Erwerber übergehen. Manche Verpflichtungen gehen aufgrund vertraglicher Vereinbarungen über. Hierbei speilt auch die Art der Eintragung im Handelsregister eine Rolle.  Andere Verpflichtungen, die zunächst beim Vorgänger lagen, müssen aufgrund gesetzlicher Regelungen vom Nachfolger übernommen werden. Dies betrifft die Steuerhaftung und Arbeitsverträge.

 

Sie möchten den Hinterauhof von Ihrem Onkel übernehmen, das steht außer Frage. Begeistert erzählen Sie Ihrem Freund, Steuerberater Kuno, von Ihrem Vorhaben. Kuno empfiehlt Ihnen, sich einmal die letzten Bilanzen zeigen zu lassen. Dies hatten Sie sowieso vor, denn Sie wissen ja, das verschiedene Kennzahlen Ihnen Hinweise liefern, die Ertragsfähigkeit eines Unternehmens einschätzen zu können. Onkel Hubert händigt Ihnen auch ohne Weiteres die Bilanzen der letzten Jahre aus. In der Meisterschule haben Sie Bilanzen zwar besprochen, aber so ganz genau erinnern Sie sich nicht mehr.

 

Sie wissen jedoch noch, dass Bilanzen, Kostenrechnung, Jahresabschlüsse, das ganze Thema Rechnungswesen sehr umfangreich war. Zudem sind für eine ordnungsgemäße Buchführung jede Menge von Prinzipien und gesetzlichen Vorschriften zu beachten, denn auch Finanzamt, Banken und Sozialversicherungsträger und nicht zuletzt auch Miteigentümer begründen ihre Ansprüche auf Basis des Rechnungswesens. Das kann schnell verwirrend sein.

 

Trotzdem möchten Sie den Bilanzen einige Informationen entnehmen. Deswegen rufen Sie sich heute zunächst einmal in Erinnerung, wie die Bilanz aufgebaut ist.

 

 

Wie ist eine Bilanz aufgebaut und welche Hinweise gibt sie?

 

Dazu muss man sich zunächst einmal anschauen, wie eine Bilanz aufgebaut ist. Sie hat nämlich zwei Seiten, auf denen jeweils verschiedene Positionen aufgeführt sind. Am Ende der Seiten werden die Beträge aufsummiert und müssen dann übereinstimmen. Das nennt man „doppelte Buchführung“. Und wozu das Ganze?

 

 

Was ist doppelte Buchführung?

 

Im Hinterauhof haben Sie einen Marktstand. der von Frau Steindl geführt wird. Schauen wir uns heute den Marktstand einmal an, als wäre er ihr einziger Geschäftszweig. Zunächst möchten Sie den Marktstand vom alten Gemüsebauer Hinterhuber für 2000 € erwerben .

 

Sie haben 1500 € gespart und leihen sich noch 1000 € bei Ihrer Oma. Sie kaufen Hinterhuber davon den Marktstand ab. Außerdem kaufen Sie Produkte ein, Brot und Marmelade und Äpfel und die gute gekochte Marmelade von Ihrer Großtante.

Jede Ausgabe tragen Sie in eine Liste ein.

 

Wenn Sie etwas verkaufen, tragen Sie jede Einnahme in ein. Sie bezahlen auch Standmiete und Geld für die Verpackung – auch das tragen Sie in eine Liste ein. Dies nennt man einfache Buchführung.

 

Am Ende der ersten Woche haben Sie 300 € in der Kasse. In der zweiten Woche haben Sie 800 € in der Kasse. In der dritten Woche haben Sie 650 € in der Kasse. Und in der vierten Woche haben Sie 200 € in der Kasse.

 

Was sagen Ihnen diese Beträge? Ist das Ihr Geld? Können Sie davon etwas ausgeben? Wirft ihr Marktstand etwas ab? Haben Sie in der zweiten Woche mehr verdient als in der ersten Woche? Und müssen Sie sich in der vierten Woche Sorgen machen, weil so wenig Geld in der Kasse ist?

 

Diese Fragen können Sie sich mit Ihrer Liste nicht beantworten. Denn vielleicht haben Sie in der dritten Woche sehr viel Ware gekauft. Zum Beispiel 50 Gläser Marmelade. Die stehen jetzt zum Teil noch in Ihrem Lager und sehr wahrscheinlich können Sie die Ware noch verkaufen.

 

Sie sehen, die einfache Buchführung ist zwar einfach, aber leider auch nicht sehr aussagekräftig.

 

Sie erkennen daran nicht, was in Ihrem Unternehmen wirtschaftlich ist.

 

Ganz im Gegensatz zu doppelten Buchführung. Die doppelte Buchführung hält von jedem Geschäftsvorfall wichtige Informationen fest:

 

Bei einer Ausgabe: Den Betrag, den man verwendet hat und die Herkunft des Geldes.

Sie kaufen 200 Äpfel für 50 € und bezahlen dies von dem Geld, das Ihre Oma Ihnen geliehen hatte.

 

Bei einer Einnahme: Sie verkaufen 200 Äpfel für 100 € und tilgen damit Schulden bei Ihrer Oma.

 

Nun können Sie erkennen, dass Sie 100 € durch den Verkauf von 100 Äpfeln tilgen konnten. Es hat sich gelohnt, von Ihrer Oma Geld zu leihen, da Sie für 50 € geliehene Euro 100 € zurückzahlen konnten.

 

Bei der doppelten Buchführung wird für alle internen und externen Geschäftsvorfälle genau festgehalten, woher Finanzmittel kommen und wie sie verwendet wurden. 

 

Nun ist eine Bilanz ja sehr übersichtlich und soll einen schnellen Überblick darüber geben, wie ein Betrieb dasteht. Das würde kaum gehen, wenn jeder einzelne Geschäftsvorfall einzeln dort aufgeführt werden würde. Denn eine Bilanz wird ja nur einmal im Jahr erstellt und in einem Jahr fallen sehr viele Geschäftsvorfälle an. Deswegen werden diese ganzen einzelnen Geschäftsvorfälle zunächst in einer separaten Gewinn- und Verlustrechnung festgehalten. Dies schauen wir uns im nächsten Abschnitte an.

  

Zusammenfassend kann man sich für die Meisterprüfung merken: 

  

- Die einfache Buchführung hält fest, mit wieviel Geld ein Unternehmen startet.  Außerdem wird aufgelistet, womit Geld eingenommen und wofür Geld ausgegeben wurde.

 

- Die einfache Buchführung zeigt, wieviel Geld da ist, aber nicht, woher es kommt. 

 

- Bei der doppelten Buchführung werden bei jedem Geschäftsvorfall, also bei jeder Einnahme oder Ausgabe, zwei Informationen festgehalten.

 

- Erstens: Die Mittelherkunft, woher das Geld kam. Zweitens: Die Mittelverwendung, was wurde bezahlt.

 

- Nun kann man anhand der Zahlen ausrechnen, ob sich eine Ausgabe gelohnt hat.

 

 

 

Was ist die Gewinn- und Verlustrechnung?

 

Wie schon gesagt, fallen innerhalb eines Jahres in einem Betrieb sehr viele Buchungen an. Um herauszufinden, wodurch der Betrieb Gewinn erwirtschaftet und wo Kosten entstehen, werden alle Geschäftsvorfälle in verschiedene Konten sortiert. In ihrem Marktstand könnte es das Konto „Äpfel“, das Konto „Geld von Oma“, das Konto „eigenes Geld“, das Konto „Standmiete“, das Konto „Marmelade“, das Konto „Kasse“ geben. Das ganze Jahr über würden Sie nun Ihre Geschäftsvorfälle notieren. Zum Beispiel: Äpfel für 50 € von meinem eigenen Geld eingekauft. Marmelade für 100 € verkauft und das Geld in die Kasse gelegt. Brot für 50 € gekauft und mit dem Geld aus der Kasse bezahlt.

 

Usw. Am Ende des Jahres wird für jedes Konto errechnet, ob mehr Geld ausgeben wurde oder ob mehr Geld eingenommen wurde. Diese Beträge werden von den einzelnen Konten auf die Gewinn- und Verlustrechnung übertragen und summiert. Wurde insgesamt mehr Geld eingenommen als ausgegeben, wurde ein Jahresüberschuss, also Gewinn erwirtschaftet. Wurde mehr Geld ausgegeben als eingenommen, waren die Kosten höher. Dann fehlt ihnen Geld, das sie im Jahr zuvor noch hatten. Dies ist dann ein Jahresfehlbetrag.

 

Diese Summe, die Sie am Ende des Jahres aus allen Konten der Gewinn- und Verlustrechnung erhalten, merken Sie sich, denn Sie brauchen Sie für Ihre Bilanz.

 

Dort wird diese Summe dann mit ihrem eigenen Kapital auf dem Eigenkapitalkonto verrechnet.

 

Die Gewinn- und Verlustrechnung ist eine Nebenrechnung, um alle Geschäftsvorfälle möglichst detailliert Konten zuzuordnen. Ob man Gewinn oder Verlust gemacht hat, erkannt man, wenn man die Abbuchungen und Zubuchungen summiert. Das Ergebnis, egal ob Gewinn oder Verlust, wird in der Bilanz mit dem Eigenkapitalkonto verrechnet.

 

Nachdem Sie nun wissen, dass in der GuV über alle Kosten und Aufwendungen nach Kategorien buchgeführt wird und dies eine Nebenrechnung zur Bilanz ist, können Sie sich nun noch einmal die Bilanz anschauen. Mit einer Bilanz kann man als Unternehmer oder Investor und auch das Finanzamt sehr viel anfangen und sehr viel herauslesen. Damit Sie einer Bilanz irgendwelche Informationen und Hinweise entnehmen können, sollten zunächst ein paar ganz einfache Grundinformationen haben.

 

Welche wichtigsten Informationen benötigen Sie, um eine Bilanz „lesen“ zu können?

  

Eine Bilanz gibt Auskunft über Vermögen und Kapital eines Unternehmens. Wichtige Informationen, die Sie einer Bilanz entnehmen können, ist ob das Unternehmen sich rentiert, ob das Unternehmen verschuldet ist, wo in dem Unternehmen das Vermögen steckt. Dies sieht man allerdings nicht gleich auf den ersten Blick, sondern beim Vergleich verschiedener Zahlen.

 

Schauen wir uns die Bilanz zunächst einmal an. Sie sieht aus wie eine Tabelle mit zwei Spalten. Am Ende der Spalten steht jeweils die gleiche Summe.

 

Das Wort Bilanz bedeutet ursprünglich Gleichgewicht oder Waage, und wie eine Waage hat die Bilanz zwei Seiten, die im Gleichgewicht sein sollen. D. h., die beiden Summen am Ende der Spalten müssen immer identisch sein.

 

Und das hat natürlich einen Grund, und der ist sehr einfach:

 

Auf der linken Seite wird alles aufgelistet, was das Unternehmen hat. Häuser, Wertpapiere, Rohstoffe, Bargeld, Geld auf der Bank, Autos, irgendwelche Lizensen, die mal Geld gekostet haben... all diese Wertsachen kommen auf die Aktivseite. Damit ist das Unternehmen aktiv und erwirtschaftet seinen Gewinn.

 

Aber wie bei Ihrem Marktstand stellt sich bei einem Betrieb die Frage, ob Gewinn erwirtschaftet wird und wo genau er entsteht.

 

Deswegen hat die Bilanz auch noch eine rechte Seite. Auf dieser Seite wird aufgelistet, woher das ganze Kapital für all die Dinge kommt, die das Unternehmen besitzt. Hat das der Unternehmer selbst gehabt? Hat er sich das Geld geliehen? Hatte er im Vorjahr schon Gewinn und setzt ihn nun für neue Investitionen ein? Woher das Geld für das Unternehmensvermögen kommt, steht also auf der rechten Seite.

 

Gleich am Anfang, wenn ein Betrieb eröffnet wird, wird diese Bilanz erstellt. Das ist dann die Anfangsbilanz. Von da ab wird die Bilanz jedes Jahr fortgeführt und so kann beobachtet werden, wie sich ein Unternehmen entwickelt hat.

 

Mit den Zahlen in der Bilanz können Sie nun sehr interessante Berechnungen anstellen. Wenn Sie zum Beispiel schauen möchten, wieviel von Ihrem Unternehmensvermögen wirklich selbst gehört und von Ihrem eigenen Geld bezahlt wurde, berechnen Sie den Anteil vom Eigenkapital zum Gesamtkapital. Wenn Sie zum Beispiel ausrechnen möchten, ob Sie in der nächsten Zeit genügend Geld schnell verfügbar haben, um Verbindlichkeiten zu begleichen, dann können Sie ihr flüssigen Zahlungsmöglichkeiten mit den Verbindlichkeiten ins Verhältnis setzen. All diese Berechnungen, die man anhand einer Bilanz durchführen kann, nennt man „Bilanzkennzahlen“. Sie hören sich mit Nahmen wie Liquidität, Rentabilität, Anlagendeckung usw. kompliziert an, sind aber eigentlich recht logisch und spannend.

 

Eine Bilanz ist also eine Gegenüberstellung vom Vermögen eines Unternehmens und vom Kapital, mit dem dieses Vermögen angeschafft wurde. Sie hat eine Aktivseite mit dem aktiven Vermögen und eine Passivseite, auf der das Kapital aufgelistet wird, mit dem alles bezahlt wurde. Dementsprechend muss die Summe auf beiden Seiten gleich sein.

 

Mit der Eröffnung eines Betriebes wird die Bilanz erstellt und dann jedes Jahr fortgeführt. Setzt man verschiedene Zahlen ins Verhältnis, können so Aussagen zur Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens getroffen werden. Solche Berechnungen nennen sich dann „Bilanzkennzahlen“.

 

Wenn Sie also die Bilanzen des Hinterauhofs betrachten, erhalten Sie Informationen über das Vermögen des Unternehmens und auch darüber, womit das Vermögen angeschafft wurde. Gibt es vielleicht noch Kredite bei der Bank, die abzuzahlen sind? Ist das Unternehmen flüssig? Können Verbindlichkeiten also bezahlt werden, ohne dass gleich Wertgegenstände verkauft werden müssen? Macht das Unternehmen Gewinn? Gibt es Rücklagen?

 

Damit erhalten Sie wichtige Hinweise darüber, wo Schwachstellen und wo Stärken des Unternehmens liegen und ob Sie das Risiko auf sich nehmen möchten, den Hinterauhof zu übernehmen.

 

Zusammenfassend kann man sich für die Meisterprüfung merken:

 

 

- Die doppelte Buchführung hält fest, was ausgegeben wurde und woher die Finanzmittel genommen wurden.  

 

- In der GuV werden alle Geschäftsvorfälle detailliert festgehalten und in Kategorien sortiert.

 

- Eine Bilanz ist eine Übersicht über Vermögen und Kapital eines Unternehmens.

 

- Die rechte Seite der Bilanz gibt Auskunft, woher die Mittel für die Vermögenswerte kamen, die auf der linken Seite aufgelistet sind.

 

- Setzt man verschiedene Zahlen der Bilanz ins Verhältnis, kann man mit diesen Bilanzkennzahlen Aussagen zur Wirtschaftlichkeit treffen.   



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